Kaufberatung

Die folgenden Kriterien sollen Dir eine Hilfestellung bei der Auswahl der richtigen Windel sein:

Vereinfacht gesagt besteht eine Stoffwindel immer aus zwei Teilen: Aus Saugmaterial (Stoff) und einer wasserdichten Membran (meist aus Polyester mit einer Beschichtung aus Polyurethan, vom Prinzip ähnlich einer Funktionsjacke).

Ganz vereinfacht gesagt sind diese beiden Bestandteile je nach Variante fest miteinander verbunden, so dass Du eine komplette, vollwertige Windel im Ganzen in der Hand hast. Oder Saugmaterial und Membran sind nicht verbunden und müssen erst zu einer Windel zusammengefügt werden. Dabei wird einfach eine Saugeinlage aus Stoff mittig in eine Überhose gelegt und beides dem Baby als Windel angezogen.

Weniger vereinfacht gesagt, werden Stoffwindeln in verschiedene Systeme unterteilt: All in One, Pocketwindeln, Prefoldüberhose mit Einlagen, Höschenwindeln, All in Three, Snap in One. Wenn du darüber mehr wissen willst guck doch hier in die Übersicht über die Systeme. Je mehr die Windel saugen soll, je länger sie also am Kind bleibt, desto größer wird tendenziell das Windelpaket.
 

Du solltest Dein Baby je nach Alter zwischen 6 und 10 Mal am Tag wickeln. Bei einem 12-Stunden tag entspricht das einem Rhythmus von etwa ein bis zwei Stunden. Das ist gut für das Baby, für euer Miteinander, für eure Beziehung und es legt den Grundstein fürs (frühe) Trocken-werden. Nachts sind die Intervalle länger. Wenn es gut läuft, musst Du nachts gar nicht oder eventuell einmal wickeln. Und je älter Dein Baby wird, desto weniger häufig pieselt es. Auch dann werden die Wickel-Abstände größer.

Aber lass uns zum Start mit durchschnittlich 8 Windeln am Tag rechnen. Wenn Du ausreichend Windeln auf Vorrat haben möchtest, um zwei Tage zu wickeln und am dritten Tag zu Waschen – ich rechne für die Wäsche inkl. Trocknungszeit 1,5 Tage – dann benötigst Du ausreichend Windeln für 3,5 Tage. Also 3,5 Tage x 8 Windeln = 28 Windeln für tagsüber.

Zusätzlich empfehle ich für die Nacht andere Windeln als für den Tag, da die Nachtwindeln deutlich länger aushalten müssen. Wenn Du pro Nacht eine, eventuell auch mal 2 Windeln benötigst – ich rechne durchschnittlich mal 1,5 Nachtwindeln – dann benötigst du zusätzlich zu den 28 Tagwindeln nochmal 3,5 x 1,5 = 5,25 Nachtwindeln. Ich bin ein Freund davon, lieber etwas mehr als zu wenig da zu haben. Aufgerundet also 30 Tagwindeln und 6 Nachtwindeln.

Diese Angabe bezieht sich auf die saugfähigen Teile der Windel. Wenn Du ein zweiteiliges System, bestehend aus Überhose und Saugeinlagen nutzt benötigst du also 30 Saugeinlagen. Dazu ca. 6 wasserdichte Überhosen. Da du die Überhosen nicht nach jedem Windelwechsel waschen musst, sondern sie 3 bis 4 Mal wieder verwenden kannst kommst Du mit einer deutlich kleineren Menge aus. Bei Stuhlgang werden die Überhosen meist verschmutzt und müssen in die Wäsche. Hat Dein Baby also eine sehr rege Verdauung und mehrmals am Tag Stuhlgang benötigst Du eher 8 bis 10 Überhosen. Hat Dein Baby sehr selten Stuhlgang reichen eventuell auch 4 Überhosen. Hier findest Du mehr Infos zu den verschiedenen Arten der Überhosen.
 

Wenn Du bei den einzelnen Systemen noch nicht mitkommst, guck die vorher die - kurz und simpel gehaltenen - Erklärungen an. An einem durchschnittlichen Tag bist Du sicherlich einen Teil daheim und hast dort die beste und entspannteste Möglichkeit frühzeitig und mit ausreichen Ruhe zu wickeln. Zudem hast Du Platz für die benötigten Utensilien und musst Dich nicht erst noch orientieren. Hier eignen sich Überhosen mit verhältnismäßig dünnen Einlagen gut. Die Windel muss nicht allzuviel aufsaugen, da Du nach dem Pieseln schnell wechseln kannst.

Aber Du bist sicherlich auch unterwegs und brauchst eine simple, schnell zu greifende Lösung für zügigen Windelwechsel. Dann bieten sich Komplettwindeln (eine All in One oder Pocketwindeln) an. Die schmutzigen Windeln transportierst Du in einer wasserdichten Wetbag nach Hause und legst dort alles zusammen in den Wäscheeimer oder -Sack. Für den nächsten Tag hast Du noch saubere Wetbags greifbar. Nachts möchtest Du möglichst viel Schlafen und nicht nach der Windel gucken müssen. Dafür gibt es saugstarke Höschenwindeln, die in jeder Liegepostion sicher an Ort und Stelle bleiben.

Zur Windelwäsche schiebst Du alle 2 bis 3 Tage einfach einen großen Wetbag oder ein Wäschenetz, worin Du die Windeln gesammelt hast komplett in die Waschmaschine und hängst oder stellst eine zweite Aufbewahrungslösung für die während der Wäsche anfallenden schmutzigen Windeln auf.

Vielleicht ist Dein Kind schon etwas größer und isst bereits, so dass das Endprodukt nicht mehr in der Waschmaschine landen sollte? Dann nutzt Du Windelvlies, dünne Zellstoffeinlagen, die nichts saugen aber Stuhlgang weitestgehend von der Windel trennen, so dass Du den Haufen leicht entsorgen kannst.
 

Ausgehend von der benötigten Anzahl und dem üblichen Tagesablauf und dam daraus resultierenden Bedarf könnte Deine Windelausstattung in etwa so aussehen:

Windeln für Tagsüber

  • ca. 30 Saugeinlagen -> zum Beispiel Mullwindeln, Prefolds, schmale Einlagen und ca. 6 bis 8 wasserdichte Überhosen -> aus PUL oder Wolle
  • alternativ: bei der Nutzung von All in Three: ca. 30 passende Saugeinlagen, 6 bis 8 (oder mehr) Innenwannen und (je nach Belieben) 4 bis 8 Außenwindeln
  • zusätzlich bei Bedarf ca. 4 bis 5 Komplettwindeln -> All in Ones oder Pocket
  • alternativ: nur ca. 30 Komplettwindeln

Windeln für Nachts
  • ca. 6 Höschenwindeln
  • ca. 2 Überhosen -> Schlupfüberhosen passen bequem über Höschenwindeln, es sind aber auch "normale" Überhosen, wie Du sie tagsüber verwedest möglich

Zubehör
  • für die Wäsche entweder 1 bis 2 sehr große Wetbags oder einen Windeleimer mit zwei Wäschenetzen
  • für Unterwegs 2 bis 4 mittlere Wetbags zum Transport der schmutzigen Windeln
  • eventuell 1 bis 2 Mini-wetbags für (feuchte) Waschlappen
  • gut 20 bis 30 Waschlappen für die Babypflege
  • eventuell Fleckenseife für hartnäckige Flecken
  • eventuell Lanolin (Wollwachs) oder Wollkur zur Pflege und Inprägnierung von Wollüberhosen
  • bei Bedarf ein bis zwei waschbare Wickelunterlagen für Unterwegs
  • bei älteren Babys (ab Beikost) Windelvlies auf der Rolle zur Entsorgung des großen Geschäfts

Das lässt sich pauschal nicht beantworten. So wie es nicht die eine Jeans für jeden von uns gibt, passt auch nicht jede Windel gleichermaßen zu jedem Anspruch.
Folgende Details (Nr. 6 bis 11) mit ihren Vor- und Nachteilen sollen Dir eine Hilfestellung bei der Entscheidung sein:
 

Eine Windel muss richtig sitzen. Wenn sie nicht ordentlich passt ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie ausläuft. Deswegen solltest Du von vornherein auf die richtige Größe achten. Die Newborn Größe passt von Geburt an bis ca 7 kg. Die Onesize Größe wird meist ab 4 kg passend angegeben, ist jedoch bei Neugebornen (auch wenn die 4 kg erreicht sind) zu wuchtig und und zu groß und schließen nicht ausreichend an den Beinchen ab.

Auf der anderen Seite passt eine Neugeborenenwindel nicht zwingend bis 7 kg. Bei ausgeprägten Speckbeinchen ist vielleicht schon bei 5 kg Schluß. Ebenso passt eine Onesizewindel dann auch nicht bis zu den 15 kg. Hier kann weitaus früher (von den kg Angaben her) auf eine XL Windel umgestiegen werden. Achte beim Windelkauf grundsätzlich auf die vom Hersteller angegebene Gewichtsspanne. Bei speckigen Babys solltest Du frühzeitig zur nächsten Größe greifen, während sehr zierliche auch länger bei der kleineren Größe bleiben können. Grundsätzlich empfehle ich in den ersten Wochen Newborn Windeln.
 

Bei der wasserfesten Menbran kannst Du zwischen PUL (Polyurethanlaminierung) und Wolle wählen.
PUL ist eine reine Kunstfaser, ist verhältnismässig pflegeleicht und darf ganz normal im Hauptwaschgang der Waschmaschine gewaschen werden.
Wolle bringt als Naturfaser eine höhere atmungsaktivität und ein weniger "schwitziges" Tragegefühl, wenn sie auf der Haut aufliegt, denn sie ist temperaturausgleichend. Zudem ist Wolle selbstreinigend und damit bei ausreichender Lüftung sehr hygienisch. Die Pflege ist etwas aufwändiger (Wollwaschgang und Imprägnierung) dafür aber selten (> 14 Tage) nötig.

Bei den Saugeinlagen hast Du im Groben die Wahl zwischen Baumwolle, Bambusviskose, Mikrofaser (Polyester), Hanf oder einem Mix aus den verschiedenen Materialien.

Baumwolle ist eine reine Naturfaser. Sie saugt durchschnittlich schnell und viel, ist sehr pflegeleicht und hält hohe Waschtemperaturen aus.
Bambusviskose ist eine künstlich hergestelle Faser natürlichen Ursprungs. Sie saugt durchschnittlich schnell und etwas mehr als Baumwolle. Sie ist prinzipiell sehr pflegeleicht und hält hohe Waschtemperaturen aus. Meist wird sie mit Polyester gemischt, wodurch die Einlage flexibler aber enpfindlicher gegenüber Waschtemperaturen wird.
Hanf saugt sehr viel aber etwas langsamer als andere Materialien. Es kommt immer als Mischfaser mit Baumwolle (ca 50/50) und ist ein reines Naturmaterial und bereits im Anbau sehr umweltschonend. Hanf ist von Natur aus äußerst robust und im Griff fester und schwerer als andere Materialien und manchmal ein wenig „kratzig“.
Mikrofaser ist eine reine Polyesterfaser (Kunstfaser). Sie ist meist günstiger als andere Materialien, geruchsanfälliger und beim Waschen empfindlicher auf Temperaturen und auf „falsches“ Waschmittel. Je nach Qualität der Mikrofaser ist sie mit der Saugkraft schnell am Ende und gibt auf Druck leicht wieder ab. Oder sie ist eine sehr saugstarke Ergänzung der Saugeinlagen. Häufig wird in Stoffwindeln ein Mikrofaser-Kern vernäht, der die Feuchtigkeit gut aufnimmt.
 

Wenn Du Dich schon mit den Stoffwindelsystemen vertraut gemacht hast, weißt Du, dass unterschiedliche Systeme unterschiedlichen Anforderungen gerecht werden. Möchtest Du ein schnelles und einfach zu wickelndes System, zum Beispiel für die KiTa oder für Babysitter oder aber für Unterwegs. Oder eine eine Windel, die beim Wickeln eines zappeligen Kindes nicht auseinanderfält. Dann ist eine Komplettwindel hilfreich.

Möchtest Du möglichst flexibel mit verschiedenen Materialien und Dicken sein, ist ein zweiteiliges System geeignet. So kannst du die Überhose je nach Bedarf mit den gewünschten Einlagen bestücken. Ist eine KiTa mit Stoffwindeln vertraut ist auch ein solches zweiteiliges System oft gar kein Problem. Möchtest Du möglichst wenig PUL nutzen ist eine All in Three eine Möglichkeit. Hier wird die wasserdichte Membran nur für die Nässezone im Schritt verwendet. Brauchst du etwas sehr saugstarkes für die Nacht oder für längere Wickelintervalle (zum Beispiel auch in der KiTa) können Höschenwindeln mit viel Saugmaterial helfen.
 

Jeder Hersteller setzt ein wenig andere Prioritäten bei den Windeln. Überhosen unterscheiden sich zum Beispiel in folgenden Punkten:

Verschluß
Soll die Windel mit Druckknöpfen oder Klett verschlossen werden? Klett ist einfach zu bedienen und millimetergenau in der Weite zu regulieren. Sitzt die Überhose nicht richtig oder der Klett schief kann er an der Haut reiben. Zur Wäsche muss er sorgfältig verschloßen werden, da er sonst an anderen Teilen hängen bleibt. Mit der Zeit wird er fusselig und etwas unansehnlich. Druckknöpfe bleiben ewig "schön" und machen nichts kaputt. Sie lassen sich aber nicht so fein einstellen, manchmal ist die eine Einstellung zu groß, die nächste zu klein. Und sie sind etwas fummeliger in der Anwendung.

Beinbündchen
Manche Überhosen haben doppelte Beinbündchen, die auslaufsicherer sein sollen. Tatsächlich bildet die Überhose dadurch eine kleine Wanne, in der Einlagen gut sitzen und und Ausscheidungen eine "Barriere" vorfinden. Aber auch einfache Beinbündchen halten gut dicht. Wenn die Überhose gut sitzt. Bei Speckbeinchen bietet ein einfaches Beinbündchen etwas mehr Platz.

Laschen auf der Innenseite
Manche Überhosen haben vorne und hinten eine sogenannte Lasche, in die Saugeinlagen eingeschoben werden können. Sie sollen die Einlagen vor Verrutschen sichern und eine zusätzliche "Barriere" bilden. Außerdem decken sie den Laminierten Teil der Überhose ab, so dass die Laminierung nicht direkt auf der Haut aufliegt. Manche Laschen sind zum Beisipel mit Fleece bezogen, das sich weich und trocken auf der Haut anfühlt. Alledings fängt dieses Fleece auch schneller an zu müffeln und die Wäsche ist schneller nötig.
Manche Hersteller nutzen nur im hinteren Teil der Windel eine Lasche zur Fixierung, manche Überhosen haben gar keine Lasche (darunter auch die Wollüberhosen). Wichtig ist, dass kein Saugmaterial aus der Windel herausguckt. Das ist aber auch bei Überhosen ohne Laschen problemlos machbar. Eine Überhose ohne Laschen ist außerdem innen glatter und leichter auszuwischen.

Bei All in One, Pocketwindeln oder Höschenwindeln gibt es zusätzlich noch weitere Merkmale:

Taschenfunktion
Manche Windeln haben eine Tasche (einen Freiraum zwischen der wasserdichten Außenschicht und dem Futterstoff) ind die die Saugeinlagen oder zusätzliche Saugeinlagen eingeschoben werden können. Damit kannst Du eine Windel nach deinen eigenen Wünschen bestücken, die Saugkraft erhöhen oder einfach schon vorhandene Saugeinlagen weiterhin nutzen. Die Einlage verrutscht nicht und ist mitsamt der ganzen Windel einfach anzulegen.

Staydry Funktion
Viele Pocketwindeln aber auch einige Höschenwindeln sind innen mit Polyesterfleece ausgekleidet. Fleece nimmt keine Flüssigkeit auf sondern leitet sie an die darunter liegende Saugeinlage weiter. Damit bietet eine solche Windel ein trockenere Gefühl als eine Windel ohne Staydry. Gerade nachts, wenn die Windel lange an bleibt kann das angenehmer sein. Allerdings macht die Nässe den Babys normalerweise auch nichts aus. Aber ein Auswahlkriterium darf auch mal für das Gefühl der Eltern sein.
 

Je nach Tageszeit, möglichen Wickelintervallen und Pieselverhalten des Kindes benötigst Du unterschiedlich starke Saugkraft. Die Saugkraft wird im Grunde einfach durch mehr Stoff oder duch entsprechendes Material (Hanf) erreicht. Einen möglichst hohe Saugkraft ist damit nicht unbedingt von Vorteil, denn dann wird auch die Windel immer dicker und/oder schwerer. Manchmal muss es das Plus an Saugkraft sein. Aber Grundsätzlich ist einfach ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Wickelintervall und Saugkraft sinnvoll.
 

Hast Du wenig Platz zum Trocken oder möchtest Du die Windeln möglichst schnell Einsatzbereit haben ist eine schnellerer Trocknungszeit hilfreich. Aber auch hier ist schnellste Trocknung nicht immer das Beste. So bedeutet längere Trocknungszeit auch ein höheres Saugvolumen. Wenn Du also hohe Saugkraft und schnelle Trocknung haben möchtest wird es etwas schwierig. Hier müssen sich Mittelwege finden. Zum Beispiel duch sinnvolle Kombination von Einlagen(Dicke) und Material.